Benediktinerpater Nikodemus Schnabel aus Jerusalem hat auf dem Willehad-Empfang des Katholischen Büros in Bremen dafür plädiert, stärker die positiven Seiten von Religionen in den Blick zu nehmen. Vor rund 200 Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft sagte Schnabel, die Welt wäre ohne Religionsgemeinschaften nicht menschenfreundlicher.
An Religionskritiker gewandt, sagte der Benediktiner: „Geben Sie den Religionen nochmal eine Chance – so schlecht sind wir gar nicht.“ Religionen könnten „ein unglaublich motivierender Faktor sein, der die Welt verändert“. Sie seien ein „Gegengift“ gegen wachsenden Nationalismus und ließen sich nicht „an Landesgrenzen einsperren“.
„Nicht auf Extremisten reduzieren“
Weltweit seien 84 Prozent der Menschen religiös, betonte Schnabel. Daher sei es ein Fehler, wenn das Auswärtige Amt das für Religionen zuständige Referat reduziere. Man dürfe Religionen nicht auf Extremisten reduzieren und zu wenig die Schönheit der Religion sehen. Dies wäre so, als würde man Fußball auf Hooligans reduzieren.
Zuvor hatte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) der katholischen Kirche in Bremen gedankt. Sie sei in der Hansestadt präsent und lebendig. „Darüber freue ich mich.“ Mit Gläubigen aus 120 Nationen sei sie so bunt und vielfältig wie Bremen und Bremerhaven.
Bovenschulte: Zusammenarbeit mit dem Propst ist eine Freude
Bovenschulte würdigte das Engagement der katholischen Kirche in ihren Schulen und Kindertagesstätten, im Gefängnis, im Krankenhaus, in der Notfallseelsorge und für Geflüchtete. Ausdrücklich hob er das Angebot für Wohnungslose in der Johannis-Oase und für Bedürftige im Stadtteil Tenever durch die Raphael-Oase hervor.
Außerdem dankte der Bürgermeister für den interreligiösen Dialog und mahnte, in der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs dürfe die katholische Kirche nicht nachlassen. Hier habe sich Propst Bernhard Stecker auf den Weg gemacht. Als Bürgermeister sei die Zusammenarbeit mit ihm eine Freude.
In der Willehad-Vesper im Petri-Dom vor dem Empfang sagte der Osnabrücker Generalvikar Ulrich Beckwermert in seiner Predigt, über den Himmel nachzudenken bedeute, über die eigene Welt hinauszugehen.